Wie­der­ein­glie­de­rung der Nürn­berg­Stift Ser­vice GmbH ins NürnbergStift


DIE LINKE.

im Stadtrat

22.03.2021

Wie­der­ein­glie­de­rung der Nürn­berg­Stift Ser­vice GmbH ins NürnbergStift

Sehr geehr­ter Herr Oberbürgermeister,

wir stel­len den Antrag, dass die Ver­wal­tung ein Kon­zept zur Wie­der­ein­glie­de­rung der Nürn­berg­Stift Ser­vice GmbH ins Nürn­berg­Stift ent­wi­ckelt und die Beschäf­tig­ten nach TVÖD bezahlt werden.

Begrün­dung:

Am 24.03.2003 wur­de die Nürn­berg­Stift Ser­vice GmbH gegrün­det. Gegen­stand der Gesell­schaft ist die Erbrin­gung von Dienst- und Werk­leis­tun­gen gegen­über dem Nürn­berg­Stift; die Leis­tun­gen umfas­sen die Durch­füh­rung von Auf­ga­ben im Faci­li­ty­be­reich und Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen für die Pflege.

Die Ver­wal­tung führ­te als Zie­le der Grün­dung aus­schließ­lich finan­zi­el­le Aspek­te an:

  • “Die Markt­fä­hig­keit von Nürn­berg­Stift auf Dau­er sicherzustellen,
  • Hand­lungs­spiel­räu­me zur per­so­nel­len Unter­stüt­zung der “Pfle­ge” zu schaffen,
  • Mög­lich­kei­ten einer Ver­bes­se­rung des Per­so­nal­schlüs­sels für die Pfle­ge ohne zusätz­li­che Ent­gelt­er­hö­hun­gen zu eröffnen,
  • den Zuschuss­be­darf aus dem Gesamt­haus­halt wei­ter zu reduzieren,
  • finan­zi­el­le Mög­lich­kei­ten für die Finan­zie­rung von Sanie­rungs­be­dar­fen zu erschließen.”

(Bei­la­ge zur Sit­zung des Werk­aus­schus­ses NüSt vom 05.12.2002)

Das heißt, dass die Beschäf­tig­ten, die zuvor im Nürn­berg­Stift nach den unte­ren Gehalts­stu­fen des TVöD bezahlt wur­den — die Beschäf­tig­ten der Rei­ni­gungs­diens­te, der Küchen, der Haus­wirt­schafts- und Ser­vice­leis­tun­gen sowie der Haus­meis­ter­diens­te — die finan­zi­el­le Sanie­rung des Nürn­berg­Stifts leis­ten soll­ten, indem sie aus dem Bereich des TVÖD aus­ge­glie­dert wur­den und gerin­ge­re Gehäl­ter bezogen.

 

Aktu­ell rich­tet sich die Ver­gü­tung nach den Tari­fen der Gebäudereiniger:innen.

Beschäf­ti­gung im Nied­rig­lohn­sek­tor führt regel­mä­ßig in Armut. (Der EU-Kon­ven­ti­on fol­gend, zählt jede Per­son als ein­kom­mens­arm, die mit ihrem Ein­kom­men unter 60 Pro­zent des mitt­le­ren Ein­kom­mens liegt.)

Der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band betont im Armuts­be­richt 2020, dass mit 15,9 % die Armuts­quo­te in Deutsch­land einen his­to­risch hohen Wert erreicht hat. In Nürn­berg liegt die Armuts­quo­te bei 23,1 % — weit über der Armuts­quo­te von z.B. Ber­lin mit 19,3%.

Ent­ge­gen der gän­gi­gen Ein­schät­zung sind 33% der Armen erwerbs­tä­tig, über 29% in Ren­te und eine Min­der­heit von 8% arbeitslos!

Was sind die Fol­gen von Armut bei Erwerbs­tä­ti­gen? Außer der gesell­schaft­li­chen Aus­gren­zung der betrof­fe­nen Fami­li­en durch begrenz­te Teil­ha­be­mög­lich­kei­ten, wer­den die öffent­li­chen Haus­hal­te – auch der Stadt Nürn­berg – durch Trans­fer­leis­tun­gen wie Arbeits­lo­sen­geld II bei „Auf­sto­ckern“, Wohn­geld oder Grund­si­che­rung im Alter belastet.

In Zei­ten von Covid 19, in denen auch die Arbeits­be­din­gun­gen von Rei­ni­gungs- oder Ser­vice­kräf­ten durch die erhöh­te Anste­ckungs­ge­fahr erschwert sind (vgl. K. Flach Gomez, Nicht auf dem Rücken der Beschäf­tig­ten – Gesund­heits­ver­sor­gung in Zei­ten der Coro­na-Kri­se, Nürn­berg 2020) kann die Stadt Nürn­berg eine Vor­bild­funk­ti­on erfül­len und ihrer sozia­len Ver­ant­wor­tung gerecht wer­den, indem sie die Beschäf­tig­ten aus dem Nied­rig­lohn­sek­tor in den Gel­tungs­be­reich des TVÖD holt und die Nürn­berg­Stift Ser­vice GmbH wie­der ins Nürn­berg­Stift eingliedert.

Somit wird sie dem Leit­bild der Nürn­ber­ger Stadt­ver­wal­tung gerecht: „Die Stadt Nürn­berg ver­steht sich als sozia­le Arbeit­ge­be­rin, die auf die jewei­li­gen Lebens­ver­hält­nis­se der Beschäf­tig­ten Rück­sicht nimmt und für huma­ne Arbeits­be­din­gun­gen sorgt“.

Mit freund­li­chen Grüßen
Özlem Demir Kath­rin Flach Gomez Titus Schül­ler