Wär­me­fonds über 10 Mil­lio­nen Euro


DIE LINKE.

im Stadtrat

12.10.2022

Wär­me­fonds über 10 Mil­lio­nen Euro

Sehr geehr­ter Herr Oberbürgermeister,

der Stadt­rat möge beschließen:

  1. Die Stadt Nürn­berg rich­tet gemein­sam mit der N‑ERGIE einen Wär­me­fonds über 10 Mil­lio­nen Euro ein, mit dem Nürn­ber­ger Haus­hal­te mit klei­nen und mitt­le­ren Ein­kom­men bei der Bewäl­ti­gung der Ener­gie­kos­ten für Hei­zung und Warm­was­ser ab dem 1.1.2023 unter­stützt werden.
  2. Die Ver­wal­tung arbei­tet die ent­spre­chen­de Umset­zung bis 31.12.2022 aus.

Begrün­dung:

Zum 1. Okto­ber 2022 erhöht die N‑ERGIE Akti­en­ge­sell­schaft ihre Fern­wär­me­prei­se um durch­schnitt­lich rund 73 Pro­zent, was sie mit einer „Fern­wär­me­preis­for­mel“ und der vor­wie­gen­den Pro­duk­ti­on der Fern­wär­me durch Erd­gas begrün­det. Even­tu­el­le Umla­gen durch den Gesetz­ge­ber wer­den den Fern­wär­me­preis dar­über hin­aus deut­lich erhö­hen, pro­phe­zeit sie (1).

Die­se Hiobs­bot­schaf­ten betref­fen eine Viel­zahl der Nürn­ber­ger Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. Allein 10% woh­nen bei der wbg Nürn­berg, die zur Errei­chung ihrer kli­ma­po­li­ti­schen Zie­le den Anschluss ihrer Wohn­ein­hei­ten an das Fern­wär­me­netz der N‑ERGIE in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mas­siv vor­an­trieb (2).

Auch auf Bür­ger und Bür­ge­rin­nen, die nicht mit Fern­wär­me, son­dern mit Gas, Öl oder Strom hei­zen, kom­men exor­bi­tan­te Mehr­aus­ga­ben zu.

Wie kön­nen Betrof­fe­ne, die finan­zi­ell nicht in der Lage sind, die­se Kos­ten zu tra­gen, unter­stützt werden?

DIE LINKE hat­te in dem Antrag „Maß­nah­men außer­halb des Sozi­al­rechts“ vom Febru­ar 2022 für Berech­tig­te des Nürn­berg-Pas­ses einen Hilfs­fonds zur Ver­mei­dung von Strom- und Gas­sper­ren bean­tragt. Im Juli wur­de der Antrag im Sozi­al­aus­schuss abge­lehnt mit der Begrün­dung, dass es für Kun­den des Job­cen­ters und des Sozi­al­am­tes bereits eine Här­te­fall-Kom­mis­si­on zusam­men mit der N‑ERGIE geben würde.

Es ist jedoch abseh­bar, dass durch eine mas­si­ve Über­for­de­rung der zustän­di­gen Ämter die Bear­bei­tung von Anträ­gen auf Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen meh­re­re Mona­te in Anspruch neh­men wird. Die Betrof­fe­nen lau­fen Gefahr, in kün­di­gungs­re­le­van­te Miet­rück­stän­de zu gera­ten – selbst dann, wenn sie leis­tungs­be­rech­tigt sind.

Neben die­ser Grup­pe, die beson­ders deut­lich die Not­wen­dig­keit zusätz­li­cher Unter­stüt­zung auf­zeigt und die auf eine unkom­pli­zier­te Leis­tung ange­wie­sen ist, wer­den auch Per­so­nen mit Ein­kom­men knapp ober­halb der Sozi­al­leis­tun­gen bis hin zu mitt­le­ren Ein­kom­men in Bedarfs­si­tua­tio­nen geraten,

die wei­te­re Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen drin­gend erfor­der­lich machen und bis­he­ri­ge sowie zukünf­ti­ge öffent­li­che Leis­tun­gen flan­kie­ren. So fehlt z.B. auch nach dem drit­ten Ent­las­tungs­pa­ket der Bun­des­re­gie­rung ein zusätz­li­cher Schutz von Mie­te­rin­nen und Mie­tern vor Kün­di­gun­gen wegen Zahlungsverzugs.

Gun­ther Gei­ler, der Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Mie­ter­bun­des Nürn­berg, geht davon aus, dass die Preis­stei­ge­run­gen nicht aus­schließ­lich arme Fami­li­en, son­dern selbst Haus­hal­te mit mitt­le­rem Ein­kom­men vor rie­si­ge Pro­ble­me stel­len, da die von der Bun­des­re­gie­rung beschlos­se­nen Ent­las­tun­gen bei wei­tem nicht die rea­len Belas­tun­gen auf­fan­gen. Er emp­fiehlt, dass Nürn­berg dem Bei­spiel der Lan­des­haupt­stadt folgt: „Ange­lehnt an Mün­chen muss jetzt ein Wär­me­fonds von der N‑ERGIE in Höhe von zehn Mil­lio­nen Euro auf­ge­legt wer­den, um ein­kom­mens­schwa­che Haus­hal­te zu unter­stüt­zen…“ (3)

Die Stadt Mün­chen rich­tet gemein­sam mit den Stadt­wer­ken Mün­chen ab 2023 einen Wär­me­fonds über 20 Mil­lio­nen Euro ein, aus dem ein­kom­mens­schwa­che Haus­hal­te bei der Bewäl­ti­gung der Ener­gie­kos­ten für Hei­zung und Warm­was­ser mit der Zah­lung einer Pau­scha­le unter­stützt wer­den. (4)

Die­sen Antrag stel­len wir, um die Betrof­fe­nen zu unter­stüt­zen und um sozia­le Ver­wer­fun­gen in Nürn­berg zu vermeiden!

Mit freund­li­chen Grüßen
Özlem Demir Kath­rin Flach Gomez Titus Schül­ler

Quel­len:

(1) N‑Ergie PM 5.09.2022: Pres­se­mit­tei­lung (n‑ergie.de); Zugriff 12.10.2022

(2) wbg Nürn­berg: https://wbg.nuernberg.de/medien/pressemitteilungen/meldung/news/strategie-der-wbg-zur-erreichung-der-klimaziele/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=efc6b1735d03980705f5cc3241cff5a1 Zugriff 12.10.2022

(3) Mer­kur Fol­gen der Ener­gie­kri­se: Nürn­ber­ger for­dern Wär­me­fonds nach Münch­ner Vor­bild, erstellt 14.09.2022: https://www.merkur.de/bayern/nuernberg/nuernberger-protestieren-gegen-hohe-heizkosten-91783944.html Zugriff 12.10.2022

(4) Stadt­wer­ke Mün­chen: https://www.swm.de/magazin/energie/versorgungssicherheit-gas; Zugriff 12.10..2022