DIE LINKE.
im Stadtrat
01.03.2023
Förmliche Distanzierung der Stadt Nürnberg von der Verleihung der Bürgermedaille an Rudolf Wöhrl
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wie jetzt durch die Presseberichterstattung bekannt wurde, war Rudolf Wöhrl bereits 1931, also vor der Machtübertragung an die Nazis, Fördermitglied der NSDAP gewesen.
Bereits 1933 wurde Wöhrl aus freien Stücken Mitglied der Verbrecherorganisation SS.
Nach dem 2. Weltkrieg verneinte Wöhrl die Mitgliedschaft in der NSDAP und behauptete, dass er 1937 aus der SS ausgeschlossen wurde.
Diese Angaben stellen sich nun durch Akten des Bundesarchivs Berlin und durch Recherchen der Süddeutschen Zeitung (1) als falsch heraus: Rudolf Wöhrl war ab 1931 Fördermitglied der NSDAP und ein Ausschluss aus der SS 1937 ist nicht nachzuvollziehen, da er 1939 noch als Mitglied geführt wurde. Auch ein entsprechendes Gutachten des Nürnberger Stadtarchivs ist vorhanden.
Deshalb stellen wir folgen Antrag an den Stadtrat:
Die Stadt Nürnberg distanziert sich förmlich von der Verleihung der Bürgermedaille an Herrn Rudolf Wöhrl.
Begründung:
Die NS-Vergangenheit war der Öffentlichkeit wie auch dem Stadtrat bisher in der Form nicht bekannt. Rudolf Wöhrl hat durch Falschangaben und Unterschlagungen bewusst die Öffentlichkeit über seine Biografie in der NS-Zeit getäuscht. Unter Kenntnis dieser Tatsachen ist die Verleihung der Bürgermedaille an Herrn Rudolf Wöhrl rückblickend betrachtet nicht mehr zu rechtfertigen.
Kommunale Ehrenzeichen und ‑titel sind nach ganz herrschender Meinung höchstpersönlicher Natur und ihr Innehaben endet daher mit dem Tod. Daher ist eine Aberkennung rechtlich nicht möglich. Möglich ist aber ein schlicht-hoheitlicher Akt der förmlichen Distanzierung der Stadt von dem Träger der Bürgermedaille, verbunden mit der Streichung aus der Liste oder Anbringung eines entsprechenden Vermerks.
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Özlem Demir | Kathrin Flach Gomez | Titus Schüller |