Geden­ken an die Nürn­ber­ger Opfer des „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds“ (gemein­sa­mer Antrag mit SPD und Bünd­nis 90/Die Grünen)


DIE LINKE.

im Stadtrat

16.12.2020

Geden­ken an die Nürn­ber­ger Opfer des „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds“ (gemein­sa­mer Antrag mit SPD und Bünd­nis 90/Die Grünen)

Logos der Stadtratsfraktionen SPD, Grüne, Linke

Sehr geehr­ter Herr Oberbürgermeister,

wie hei­ßen die Nürn­ber­ger Bür­ger und Geschäfts­leu­te, die in den Jah­ren 1999 bis 2005 mit­ten in Nürn­berg Opfer orga­ni­sier­ter rech­ter Kri­mi­na­li­tät wurden?

Trotz des Ent­set­zens in der Stadt- und Zivil­ge­sell­schaft über die heim­tü­cki­schen Mor­de fällt es man­chen schwer, sich im Jahr 2020 an die Namen der Opfer zu erin­nern. Das darf nicht sein. Nicht in Nürn­berg, der Stadt, die sich von einem Zen­trum natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ideo­lo­gie zu einer Stadt mit dem Anspruch „Stadt des Frie­dens und der Men­schen­rech­te“ zu sein, wandelte.

Der 38-Jäh­ri­ge Enver Şimşek wur­de am 9. Sep­tem­ber 2000 in dem Klein­trans­por­ter vor sei­nem Blu­men­stand in der Lie­gnit­zer Stra­ße von neun Kugeln getrof­fen und ver­starb zwei Tage spä­ter. Abdur­ra­him Özüd­oğru wur­de 49-jäh­rig am 13. Juni 2001 in sei­ner Ände­rungs­schnei­de­rei in der Gyu­laer Stra­ße mit zwei Kopf­schüs­sen ermor­det und der 50-jäh­ri­ge Ismail Yaşar ver­blu­te­te am 9. Juni 2005, von fünf Kugeln getrof­fen, in dem von ihm betrie­be­nen „Schar­rer-Imbiss“ in der Schar­rer­stra­ße. Nicht zu ver­ges­sen den Acht­zehn­jäh­ri­gen, der bereits am 23. Juni 1999 bei einem Bom­ben­an­schlag in der Gast­stät­te „Son­nen­schein“ in der Scheu­erl­stra­ße schwe­re Ver­let­zun­gen erlitt.

Weder der Unter­su­chungs­aus­schuss des Bun­des­tags noch der Unter­su­chungs­aus­schuss des Baye­ri­schen Land­tags und auch nicht der NSU-Pro­zess, der 2018 ende­te, klär­ten die Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren des NSU auf. Dass das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Gedan­ken­gut in Tei­len der Stadt­ge­sell­schaft wei­ter­lebt, zeigt u.a. die Tat­sa­che, dass die Gedenk­ta­feln in Nürn­berg in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr­mals zum Teil mut­wil­lig zer­stört wurden.

Wir set­zen uns für die För­de­rung des Geden­kens an Enver Şimşek, Abdur­ra­him Özüd­oğru und Ismail Yaşar ein und stel­len fol­gen­den Antrag:

  • Die Stadt Nürn­berg errich­tet Gedenk­ta­feln an den drei Tat­or­ten, die außer bio­gra­fi­scher Daten der Ermor­de­ten Infor­ma­tio­nen zu dem NSU-Kom­plex enthalten.
  • Die Stadt Nürn­berg prüft im Umfeld der jewei­li­gen Tat­or­te, Straßen(-abschnitte) oder Plät­ze nach den drei Mit­bür­gern zu benen­nen und damit das Geden­ken an sie zu bewahren.
Mit freund­li­chen Grüßen
Unterschrift Thorsten Brehm Unterschrift Andrea Friedel
Thors­ten Brehm
SPD
Andrea Frie­del
Bünd­nis 90 / Die Grünen
Titus Schül­ler
DIE LINKE