Umbe­nen­nung der Wiss­mann­stra­ße und des Wissmannplatzes


DIE LINKE.

Pres­se­mit­tei­lung

27.04.2021

Umbe­nen­nung der Wiss­mann­stra­ße und des Wissmannplatzes

Ein Anwoh­ner der Wiss­mann­stra­ße in Zie­gel­stein hat sich an DIE LINKE mit der Bit­te gewandt, sich für eine Umbe­nen­nung der Stra­ße einzusetzen.

Nach­for­schun­gen erga­ben, dass der Namens­ge­ber, der Offi­zier Herr­mann von Wiss­mann (1853–1905) Ende des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts Reichs­kom­mis­sar und Gou­ver­neur in der deut­schen Kolo­nie “Deutsch-Ost­afri­ka” war. Die Kolo­nie lag auf dem Gebiet der heu­ti­gen Staa­ten Tan­sa­nia, Burun­di und Ruan­da. Das Deut­sche Reich hat­te vor allem ein wirt­schaft­li­ches Inter­es­se an der Kolo­nie und führ­te in gro­ßen Men­gen Elfen­bein und Kau­tschuk aus.

1888 wehr­te sich die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung in den Küs­ten­ge­bie­ten gegen die Besat­zungs­macht, wes­halb Reichs­kanz­ler Otto von Bis­marck Her­mann von Wiss­mann als Reichs­kom­mis­sar und Befehls­ha­ber einer Streit­macht gegen die “Auf­stän­di­schen” einsetzte.

Anfang 1889 erklär­te Wiss­mann in einer Rede vor dem Reichs­tag, dass Ver­hand­lun­gen für ihn nicht in Fra­ge kämen und nur mit Gewalt “den Auf­stän­di­schen eine gründ­li­che Leh­re erteilt und unser in Ost­afri­ka schwer geschä­dig­tes Anse­hen wie­der­her­ge­stellt” wer­den könne.

Bei der Nie­der­schla­gung des Auf­stan­des ver­an­stal­te­te Wiss­mann regel­rech­te Mas­sa­ker an den Ein­hei­mi­schen, ließ erober­te Ort­schaf­ten plün­dern und in Brand set­zen, ver­wüs­te­te die Fel­der und erlang so den zwei­fel­haf­ten Ruhm, als ers­ter in einem Kolo­ni­al­krieg die Tak­tik der “Ver­brann­ten Erde” ange­wandt zu haben. Selbst Zeit­ge­nos­sen kri­ti­sier­ten das Vor­ge­hen: Gus­tav Michahel­les, Gene­ral­kon­sul auf San­si­bar, bezeich­ne­te Wiss­manns Herr­schaft als “Mili­tär­dik­ta­tur”, der Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­te Eugen Rich­ter bemerk­te sar­kas­tisch zu Wiss­manns Kriegs­füh­rung der “Ver­brann­ten Erde: “… das Gan­ze nennt man … Kul­tur und Gesit­tung nach Afri­ka tragen”.

DIE LINKE hat heu­te einen Antrag an den Stadt­rat zur Umbe­nen­nung der Wiss­mann­stra­ße und des Wiss­mann­plat­zes gestellt. Der Stadt­rat der Lin­ken Titus Schül­ler for­dert: “Es wird Zeit, dass die Stadt Nürn­berg es ande­ren Städ­ten wie Han­no­ver, Stutt­gart und Ber­lin gleich­tut und auf­hört, einen grau­sa­men Kolo­ni­al­of­fi­zier zu ehren.”

Bei Beden­ken wegen even­tu­el­ler Kos­ten für die Anlie­ger, schlägt Schül­ler vor, sich ein Bei­spiel an Han­no­ver zu neh­men: “Han­no­ver hat die Stra­ße nach dem Arbei­ter, Gewerk­schaf­ter und KPD-Mit­glied Her­mann Wiss­mann benannt, der am 8.04.1933 im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Heu­berg in der Schwä­bi­schen Alb starb.”

Im Anhang fin­den Sie den Antrag. Für Rück­fra­gen steht Ihnen Stadt­rat Titus Schül­ler unter 0911–2792801 ger­ne zur Verfügung.